Große Begrüßung in Rheinfelden: bis zum Mittag
treffen alle 69 Teilnehmer im Werk Rheinfelden
ein. Nach einem Begrüßungsimbiss, nach dem
Ausladen der Räder erhält jeder sein Degussa
Blue Spirit Trikot und sein persönliches Fahrradschild,
das seinen Namen und seinen Degussa-
Standort trägt. Unsere Rheinfeldener Lokalmatadore
betreuen uns vorbildlich.
Um 14 Uhr startet der Prolog. Unsere französischen
Kollegen um Jean Pierre Corbin beraten
sich mit Jürgen Hass, den Rheinfeldener Prolog-
Organisator, wie unsere Dreiländertour verlaufen
wird, die uns über Frankreich und die Schweiz
zurück nach Rheinfelden führen wird.
Noch etwas ungelenkig von der langen Anfahrt setzen
wir uns in Bewegung, angeführt vom Sicherheits-
PKW an der Spitze und dem Technikwagen am Ende des
Pelotons, bestens gesichert durch
die unermüdlichen Gelbblinker.
Es rollt....
Die Fahrradschilder heben die Anonymität auf. Robert aus Marl, Juri
aus Zürich, Peter aus Weissenstein, Diana aus Pullach, Alain aus
Baupte... Und Jürgen Hass, unseren Rheinfeldener Organisator.
Nicht nur die Tour kommt in Gang, auch die Gespräche. Einige kennen
sich von der Tour vor Jahren, haben zwischenzeitlich ihre Netzwerke
gepflegt und ausgebaut. Viele sehen sich zum ersten Mal in der neuen
Degussa.
Um 16 Uhr erreichen wir Frankreich. Grenzen sind auf dem Rheindamm
nicht zu erkennen. Jean-Pierre, Alain, Fernand, Gilbert und
Christian aus der Normandie waren noch nie in dieser Ecke ihres Landes.
Sie begrüßen die Degussaner in ihrer Heimat: „Bienvenus en
France, nous sommes heureux d’être ensemble avec nos collègues de
Degussa.“ „Herzlich willkommenin Frankreich, wir freuen uns, mit unseren
Degussa-Kollegen zusammen zu sein.“ Sie strahlen. Irgendwie ein neues
Degussa-Gefühl.....
30 Minuten Frankreich, das war’s, zurück über den Rhein nach Deutschland,
gleich hinein in die Schweiz. Die Schweizer Grenzbeamten nehmen das
Schengen-Abkommen schon vorweg: „80 Radler seid ihr? Dann
gute Fahrt!“ und wir rollen ohne Halt weiter.
Unser Kollege Juri Isepponi aus Zürich begrüßt uns in Basel,
der drittgrößten Stadt der Schweiz nach der Bevölkerungszahl,
jedoch der größten Industriestadt der Schweiz: „Willkommen
in der Schweiz!". Basel zeigt sich selbst am späten
Samstag nachmittag nicht von ihrer ruhigen Seite. Der Großstadtverkehr
stellt für eine Gruppe von 80 Radlern doch eine
große Herausforderung, vorausschauendes Fahren, Disziplin
und fahrerisches Können sind gefragt. Nach wenigen Kilometern
rollen wir wieder nach Deutschland zurück. 18:00
Uhr, der sportliche Auftakt ist geschafft. Kondition und Technik
stimmen.
Die erste volle Etappe, über 120 km. Eine stabile Hochdrucklage
beschert uns Traumwetter: Altweibersommer mit
blauem Himmel, angenehmen 23 Grad, aber einem scharfen
Gegenwind aus Osten. Windschattenfahren ist angesagt
Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz
überschreiten wir heute sechsmal die Grenze, kein Grenzschützer
interessiert sich für uns. Aber im Gespräch mit
Schweizer Bürgern ist von EU-Euphorie nichts zu spüren.
Je nun, so verlieren wir wenigstens keine Zeit mit Grenzabfertigungen.
Der Peloton rollt – ruhig, diszipliniert, eine Demonstration fürs
Fahrradfahren. Bei der ersten Rast nach 40 km beim Kernkraftwerk
Leibstadt, in der wärmenden Sonne, setzen die Degussaner
die Gespräche fort, die sie zuvor rollenderweise begonnen
hatten.
Die Landschaft am Hochrhein zieht ruhig an uns vorbei. Sanfte
Hügel, Auenwälder, ab und zu öffnet sich der Blick auf den
Fluss. Unser Peloton erstreckt sich über 200, manchmal 300 m,
die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 24 km/h. Das ist ein
beachtliches Tempo angesichts der Unterschiede in technischer
Ausstattung, Lebensalter und körperlicher
Konstitution der einzelnen Teilnehmer. Die schwächeren
Teilnehmer fahren vorne, die stärkeren Fahrer
kontrollieren das Ende des Feldes, schieben gelegentlich
schwächelnde Kollegen an. So bleibt die Gruppe zusammen.
Unsere erfahrenen Profis lenken die Gruppe mit Umsicht
und Entschlossenheit, riegeln den Seitenverkehr ab, bis
die Gruppe komplett die Kreuzung durchfahren hat. Autofahrer
üben sich in Geduld, können oft minutenlang
nicht überholen. Manch einer lässt seiner Ungeduld durch
wütendes Hupen freien Lauf.
Nach fast 100 km erreichen wir das erste Highlight der heutigen
Etappe, den Rheinfall von Schaffhausen.
Unsere französischen Kollegen – und nicht nur sie – zeigen sich
von dem Naturschauspiel denkbar beeindruckt.
Ohne unsere tüchtige Servicemannschaften ließe sich die
Tour mit heute achtzig Teilnehmern nicht abwickeln. Tournavigation
und Verpflegung der Teilnehmer sind ihre wichtigen
Aufgaben, die das Ereignis zum Erlebnis werden lassen.
Klar, dass unsere Fahrer, Techniker und Assistenten
zur Mannschaft dazugehören
Assistenten: Unsere Auszubildenden von den Standorten
Rheinfelden und Hanau sind tageweise mit von der Partie.
Nicht nur diese Art von Eventmanagment ist für sie eine
interessante Erfahrung, auch die persönliche Begegnung
mit ihren Lehrlingskollegen bedeutet ein nicht alltägliches
Erlebnis.
Die Euphorie, gepaart mit Disziplin, hält an. Pünktlich um 08:00 Uhr versammeln
sich die Radler zur morgendlichen Gymnastik auf dem Hotelparkplatz,
die Claus Mundt aus Marl effizient, aber unaufdringlich vorexerziert.
Auch unsere Servicekollegen beteiligen sich aktiv, haben sie
doch tagsüber kaum Gelegenheit, sich körperlich auszutoben.
Kurz hinter Hilzingen rollen wir wieder über die Schweizer Grenze, erreichen
im fahlen Morgendunst nach 20 km Stein am Rhein, wo Guido
Scheuring, Geschäftsführer der Degussa Schweiz, mit seinen 6 Meyco-
Kollegen aus Winterthur auf uns wartet. In den Bodensee-Kantonen
Schaffhausen, Thurgau und St. Gallen vertrauen wir uns ihrer Führung
an. Lassen den Bodensee von seiner schönsten Seite einfach
an uns vorbeirollen.
Der Untersee, der klimatisch besonders begünstigte Teil des
Bodensees, zeigt sich in fahlem Blau, die Felder auf der gegenüberliegenden
deutschen Seite reichen bis ans Ufer, ve rschwimmen
in diffusem Gelb. Segelboote ziehen übers Wasser,
Schwäne lassen sich vom Wellenschlag treiben. Momente,
die man nur kurz aufnimmt, denn das Fahren im Verbund
gestattet keine Unkonzentriertheit.
Das malerische Fachwerkhaus „Drachenburg“ an der Zwischenetappe
in Gottlieben ist ein beliebter Hochzeitsort,
heute finden sich lediglich 67 Degussa-Radler dort ein. Guido
Scheuring heißt uns an diesem romantischen Ort, im Namen
der Degussa Schweiz, und auch im Namen seiner Meyco-
Kollegen, herzlich willkommen. Eine Geste, die ihre Wirkung
nicht verfehlt.
Im Seepark Arbon, 35 km weiter, wartet eine Degussa Schweiz / Meyco-Delegation mit köstlichen Schweizer Leckerli auf uns. Nicht nur die freundliche Begrüßung nimmt
uns ein, es ist auch die Selbstverständlichkeit, mit der Degussa „alt“ und Degussa „neu“ zusammengewachsen sind. „Blue Spirit“ zum Anfassen – hier am Bodensee wird es zur
Realität für die Teilnehmer der Degussa-Radtour 2003. Eine halbe Stunde in der warmen Herbstsonne haben sich die Radler verdient.Nach weiteren 20km verlassen wir
die Schweiz, fahren nach Österreich ein. Kontrollen an der EU-Außengrenze finden auch hier nicht wirklich statt. Kaum auf österreichischem Boden, begrüßen uns Peter Korl, Udo
Rainer und Erich Trattnig aus Weissenstein ganz herzlich in ihrem Land. Drei Kärntner in Vorarlberg, das ist wie drei Bayern in Schleswig-Holstein oder drei Thurgauer im Wallis.
Kein
Problem für die Nicht-Österreicher...
Nun steht uns die erste echte Herausforderung bevor: zwischen km 118 und km 123 steigt die Bregenzerwaldstraße von 400 auf über 700 m an. Jeder fährt jetzt sein eigenes Tempo, wohl wissend dass diese Herausforderung ausschlaggebend für die Bewältigung der nächsten bergigen Etappen ist. Doch ohne Ausnahme meistern die Prüfung, rollen anschließend mit den Vorarlberger Zweitausender vor Augen dem Etappenziel Lingenau zu.
Beim Abendessen erfahren wir, welche Geschichte Meyco hat, wie sie zur Bauchemie-Sparte gekommen ist, und welch guten Ruf Unternehmen mit seinen 32 Mitarbeitern sich am Markt
erworben hat. Viele sind denn doch überrascht, dass wir im Konzern einen Baumaschinenhersteller haben, dessen E-mail-Adresse auch „@degussa.com“ lautet.
Wir verabschieden unsere Schweizer Kollegen, die nur diesen Tag dabei sein konnten. Und dass die Radsportbegeisterung viele künftige Begegnungen ermöglicht.
Mit dem guten Gefühl, den gestrigen Schlussanstieg
auf 700 m über Meereshöhe gemeistert zu haben,
steigen die Degussa-Radler in die Pedale. Kaum auf
der Straße Richtung Oberstdorf, beginnt die Steigung
über 8 km auf 1040 m.
In der kühlen Morgenluft, bei
strahlendem Sonnenschein und fast leeren Straßen
findet jeder seinen individuellen Rhythmus, sein individuelles
Tempo. Rampen mit 10% Steigung fordern
Energie, festen Willen und Durchhaltevermögen. Das
Feld zieht sich auseinander, sammelt sich am Ende
des Anstiegs, wir genießen das herrliche Alpenpanorama
vor der nächsten Zwischenabfahrt.
Die Mautstraße führt durchs Rohrmoostal, von Vorarlberg nach Bayern. Sie erfordert für unsere Begleitfahrzeuge eine Sondererlaubnis, die uns Herr Kolb vom Forstamt Rohrmoos
unbürokratisch gleich auf der Straße erteilt. In Ermangelung eines Quittungsblocks ist die Passage auf andere Weise zu bezahlen: „In der Rohrmooskirche steht ein Opferstock für die
armen Kinder von Oberstdorf. Gebt halt zehn Euro, dann ist der Fall erledigt.“
Wir geben zwanzig.
Kurze, aber giftige Anstiege mit bis zu 14% Steigung erwarten uns.Manch einem fällt das historische Zitat ein, das Telekomfahrer Udo Bölts seinem Teamkameraden Jan Ullrich einst zugerufen
hat: „Quäl‘dich, du Sau!“ Jeder quält sich das Sträßchen auf den Rohrmoossattel
hinauf, wo auf 1100 m die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau verläuft. Die anschließende Abfahrt hinunter nach Oberstdorf lässt die Anstrengungen vergessen, wir rollen schließlich
geordnet in Zweierreihen durch Oberstdorf, zur Talstation der Nebelhornbahn.
Fast die gesamte Gruppe nimmt die
Gelegenheit wahr, auf dem Nebelhorngipfel in 2224 m Höhe das
Alpenpanorama zu erleben. Blauer Himmel, 150 km Fernsicht,
Hunderte von Gipfeln ringsum. Gleitschirmflieger lassen sich von
der Vormittags-Thermik in den Himmel tragen, noch viel eleganter
nutzen die Alpendohlen den Aufwind, um sich in eine günstige
Position zu den fütternden Bergtouristen zu bringen. Erinnerungsfotos
werden geschossen, der bisherige und der nachfolgende
Tourverlauf aus der Vogelperspektive diskutiert.
Unser Tourfahrzeug ist mittlerweile mit fünf Fähnchen geschmückt.
Auf dem hinteren Dachträger flattert das deutsche,
französische und schweizerische Hoheitszeichen, während vorne
der österreichische und der bayerische Wimpel weht. Für viele
Passanten ein Anblick, der ein kurzes Innehalten und Kopfdrehen rechtfertigt.
Viele Menschen winken uns zu, manche johlen begeistert, wenn der 200 m Peloton durch die Ortschaften rollt.
Weiter geht’s Richtung Sonthofen, Richtung Hindelang. Am
Fuße des Oberjochs werden die Energiedepots aufgefüllt,
vor dem Anstieg auf die Passhöhe auf 1170 m. Jeder darf
sein eigenes Tempo fahren, und prompt starten einige Kollegen
zur inoffiziellen Bergwertung. Die weniger ambitionierten
Radler nehmen es mit Schmunzeln zur Kenntnis, freuen sich
über die 67 Kurven, Kehren und Serpentinen der Passstraße,
deren Anstieg mit maximal 6% beinahe schon Genussfahren
zulässt.Die Abfahrt ins Tannheimer Tal lässt den Blick auf die
Bergkulisse in der Abendsonne zu, die Gruppe kommt
scheinbar mühelos voran. Und noch einmal wartet auf die
Radler ein Schmankerl: die gut ausgebaute und verkehrsarme
Straße von Grän nach Pfronten, die über 10 km 300
m abfällt. Lediglich das frei herumlaufende Vieh muss gut
beobachtet werden, unerwartete Reaktionen müssen
einkalkuliert werde. Persönliche Verfolgungsfahrten bahnen
sich an, trotz rasanten Tempos sind Johlen und Lachen
unüberhörbar. In (fast) jedem Manne steckt eben
doch ein Kind.....
Ganz friedlich und diszipliniert gleitet der Peloton nach Reutte hinein.
Unser Hotelier im „Goldenen Hirschen“ begrüßt uns für zwei Tage,
den bei Halbzeit der Tour ist ein Ruhetag angesagt. Prompt
begegnet man der Truppe abends an Bar – undenkbar an den
Abenden, denen eine herausfordernde Etappe folgt.
Wir verabschieden unsere Auszubildenden aus Hanau,
die ganz selbstverständlich zu der Radlergruppe
dazugehört haben. Am folgenden Tag werden die
Trostberger Lehrlinge unser Serviceteam verstärken.
Ein Ruhetag wirkt wie ein Wunder. Wer sich bislang unterfordet
gefühlt hat, tendiert am Ruhetag zur Herausforderung,
wer bislang schon einige Male an sein Limit gegangen
ist, genießt das Nichtstun. Der Rest übt sich in
Kultur (Besichtigung von Schloss Neuschwanstein), startet
zur Kaffeefahrten, mit Schwerpunkt auf den Pausen,
und eben nicht auf den Kilometern. Kurzum, alle haben
am Abend ihr seelisches Gleichgewicht wieder hergestellt.
Alle haben die Region „Außerfern“, die Tiroler Region
jenseits des Fernpasses, kennengelernt. Alles in allem:
eine gute Voraussetzung für die Bewältigung der heutigen
Königsetappe über 150 km
Während die Großwetterlage den USA den Hurrikan
Isabel liefert, liegt Mitteleuropa unter einem gigantischen
Hochdruckgebiet, das uns optimale Wetterbedingungen
liefert. Blauer wolkenloser Himmel bei bis zu 27
ºC bietet Randbedingungen für die Tour, die besser
nicht sein können.
Ludwig Freisinger aus Pullach leitet die heutige Etappe.
Er kennt die Streckenführung von Reutte nach Füssen,
dem Lech entlang, die Radwege und Nebensträßchen
über den Forggensee weiter zur Wieskirche. Die Rokoko-
Kirche des Bauherrn Dominikus Zimmermann aus
dem Jahr 1757 gehört zum Weltkulturgut der UNESCO,
beeindruckt durch ihre schlichte Archtektur, ihre genialen
Gemälde und Fresken.
Wegen der vielen hervorragenden Kirchenbauten wird das Alpenvorland zwischen Ammer und Lech auch „Pfaffenwinkel“ genannt. Wir durchfahren ihn in einem Abstand von 20 km vor der
Alpenkette und haben so das 200-km Panorama der bayerischen Alpen stets im
Auge. Mal in lockerem Verbund auf leeren Nebenstraßen,mal in Zweierreihen auf verkehrsreichen Bundesstraßen rollen wir dahin, winken immer wieder den Verkehr durch, der sich bei unserem
Durchschnittstempo von 23 km/h hinter uns staut. Radwege eignen
sich leider nicht immer für eine Gruppe von 60 Fahrern. Schon weit vor dem Kochelsee sind die gewaltigen Rohrsysteme des Walchensee-Kraftwerkes zu sehen, die den Verbund zwischen
den beiden Seen herstellen. Seine Bedeutung hat diese Anlage als Spitzenlast-Kraftwerk erhalten, das die täglichen Stromspitzen abdeckt. Zu Zeiten niedrigen Strombedarfs
wird das Wasser vom Kochelsee (620 m) in den Walchensee (820 m) zurückgepumpt. Uns Radler fasziniert allerdings weniger die Stromerzeugung,sondern mehr der Anstieg zum Walchensee.
Rolf Dietz, unser Radsportkoordinator und technischer Tourguide auf der Straße, gibt sehr zur Freude der Radler das Signal „Freie Fahrt“. Prompt steigen die mit
Power-Bar
versorgten Mini-Ullrichs und -Zabels in die Pedale stürmen auf der Kesselbergstraße zum Walchensee hinauf.Die landschaftliche Schönheit dieses Streckenabschnitts
erschließt sich freilich besonders denen, die mit geringerem Tempo den Anstieg meistern........
Unser Service-Team, in dem die drei Trostberger Azubis Karin, Robert und Thomas für die Hanauer Lehrlinge eingesprungen sind, versorgt uns mit der gewohnten Routine.
Heiner Ruppel und Richard Correll aus Worms, sowie Dieter Stöhr aus Hanau stehen nicht nur als Fahrer der drei tourbegleitenden Fahrzeuge zur Verfügung, sondern besorgen
mit Routine und Begeisterung die tagtägliche Organisation
unterwegs. Ludwig Haas aus Worms ist geprüfter Rotkreuzhelfer und radelt selbst mit. Er muss zum Glück nur selten eingreifen. Bagatell-Blessuren versorgt er mit
Routine.
In Mittenwald wählen wir nach 130 km Fahrt den landschaftlich schöneren und verkehrsärmeren Weg nach Seefeld. Gleichzeitig fordert der Anstieg nach Leutasch
auf 1200 nochmals unseren eisernen Willen. Es ist schon erstaunlich, dass alle Teilnehmer in kaum unterschiedlichen Zeiten diese Herausforderung bewältigen. Natürlich
rollen wir als geschlossene Formation nach Seefeld hinunter.
Nach genau 150 km endet die heutige Königsetappe.
Vorletzter Tag der Tour: Beinahe schon in Routine verlaufen
Auschecken, Morgengymnastik mit „Kursleiter“ Claus
Mundt, Anrollen. Unser Startort Seefeld auf 1185 m ist
gleichzeitig unser höchster Punkt, wir rollen bei kühlen 9°C
auf der schattigen Bundesstraße rasch bis Mittenwald. Erst
als wir das Karwendelgebirge hinter uns lassen, wärmen
die Sonnenstrahlen die durchgeblasenen Radler. Wallgau
markiert den Eingang in das Isartal.
An der Mautstelle gesellt sich der Degussa-Kollege Dörr
aus Hanau zu uns, der seit einer Woche mit dem Rad durch
die Alpen unterwegs ist. Höchst überrascht von der sichtbaren
Degussa-Präsenz – Busbeschriftung und unsere Trikots -
begleitet er uns einige Kilometer auf unserem Weg.
Ludwig Freisinger, unser Münchner Urgestein, hat diese
Etappe ausgewählt. Er gerät ins Schwärmen beim Anblick
der Isar, die tief unter uns in der Morgensonne dahinzieht,
eingefasst im weiten Kiesbett zwischen den hoch aufragenden
Felswänden. Das bunte Herbstlaub, der tiefblaue Himmel,
und die gleißende Oberfläche des Flusses schaffen
einen unvergesslichen Eindruck. Ludwig Freisingers Begeisterung
steckt an. Auf der Staumauer des Sylvenstein
Speichersees wird eine kurze Fotopause eingelegt.
Nach dem kurzen Anstieg zum Achenpass rollen wir wieder bergab zu unserer Zwischenverpflegung in Wildbad Kreuth, auf den Wiesen vor dem wie auslandenden Gebäudekomplex der
Hanns-Seidel-Stiftung. Die imponierende Bergkulisse im Hintergrund verleiht dieser Institution schon eine gewisse Wucht, die den oft eigenwilligen bayerischen Weg – „Mir san mir“
- in der bundesdeutschen Politik zumindest verständlich macht. Bei uns ist heute jedoch „Blue Spirit“, nicht „Black Spirit“ angesagt.... Unsere drei Augsburger
Kollegen von der PCI verabschieden sich an dieser Stelle, sind sie doch sehr stark in die Vorbereitungen zum „Tag der Offenen Tür“ eingebunden, der zwei Tage später stattfinden
wird.
Das einsame, gut ausgebaute Mautsträßchen ins Valepp führt uns einem klaren Gebirgsbach entlang, der mal von grünen Wiesen, mal von bunten Bergwäldern gesäumt ist.
Kurze und steile Anstiege wechseln mit längeren Abfahrten, bieten den Radlern Herausforderung und Abwechslung.
Rolf Dietz gibt den Anstieg zum Spitzingsee lachend zur inoffiziellen Bergwertung frei. Prompt formieren sich unsere Profis zum Wettbewerb, verschwinden rasch auf der schmalen
Serpentine. Die anschließende Frage nach dem Sieger geht wieder im Gelächter der Beteiligten unter.
Irgendeiner wird schon gewonnen haben.....
Die Superlative überbieten sich ständig. Der Spitzingsee in der Herbstsonne ist Attraktion für viele andere Besucher,der Spitzingsattel auf 1130 m Höhe gibt den Blick auf Wendelstein
und Schliersee frei. Wir sind uns einig: die Erlebnisse während unserer Radtour sind einfach nicht zu überbieten. Die rasende Abfahrt die Schlierseestraße hinunter– auf 4 km werden 330
Höhenmeter überwunden -erfordert höchste Konzentration, wird aber von allen problemlos
gemeistert. So mancher hat soeben einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt...Hinter Bayrischzell, am Ursprungspass hinüber ins Thierseetal, schließen sich sechs Trostberger
Kollegen an, die mittags mit dem Rad von Trostberg an gestartet sind, und mit uns am Samstag die letzte Etappe fahren wollen. Wir lassen Hinterthiersee, unser ursprüngliches
Ziel, am Weg liegen, und rollen die Straße hinunter nach Kufstein, wo unser Ersatzquartier
liegt. Irgendeiner singt auf dem Rad das Kufstein-Lied. Wir überqueren den Inn, erreichen in der Stadtmitte bei sommerlichen 28°unser Tagesziel. Noch eine Etappe wartet auf uns.
Letzter Tag. Kaum zu glauben, dass wir seit
einer Woche unterwegs sind. Die Stimmung ist unverändert
gut, es wird viel über die Degussa und ihre Zukunft
gesprochen, über die Aufgaben der Radlerkollegen
an ihrem Standort, in ihrem Bereich. Und es wird
gescherzt, gelacht. Die Truppe ist zu einer
Gemeinschaft zusammengewachsen.
In Kufstein drehen wir einige Runden, bis wir
die Brücke über den Inn gefunden haben, rollen flussabwärts
nach Kiefersfelden, wechseln bei Oberaudorf
wieder das Ufer. Kreuzwortsrätselfreunde haben
jetzt ihr „Aha!“-Erlebnis: Passionsspielort mit drei
Buchstaben. Richard Schöttner führt uns durch Erl,
weiter nach Nussdorf, lotst uns auf kleinen, gut ausgebauten
Nebenstraßen Richtung Chiemsee.
Auch auf dieser ausgewiesenen Flachetappe sind einige kleinere
Anstiege zu bewältigen, die aber den bergerprobten
Bikern nicht wirklich Probleme bereiten. Ein Gruppenfoto
in der grünen Wiese als Dankeschön für unsere Sponsoren
BKK und Degussa-Bank gerät zum fröhlichen Happening.
Am letzten Versorgungspunkt werden alle Verpflegungsvorräte
aufgebraucht – Äpfel, Bananen, Powerbars,
Apfelsaftschorle, Wasser.
Bei Prien erreichen wir den Chiemsee, das weißblaue
Meer: weiß die Segel der Jachten, blau das Wasser.
In sommerlicher Hitze, knapp 30°, tut der Fahrtwind
gut. Fototermin an exponierter Stelle, weiterrollen. Die
Trostberger Kollegen haben hervorragende Vorarbeit
geleistet. Fünf Kilometer vor Trostberg empfängt uns
die Werkfeuer und geleitet uns mit Blaulicht ins Werk.
Die Trostberger Straßen sind von Besuchern gesäumt,
von der Polizei gesichert, heute, am Tag der
Offenen Tür, ist viel Bewegung in der Stadt. Die Menschen
winken uns zu, Beifall kommt auf.
Rolf Dietz, Robert Finke, Richard Schöttner, Ludwig Freisinger und
Hans Strack führen ihre Degussa-Kollegen ins Werk.
Sichtbar stolz, 880 km gemeinsam gemeistert zu haben,
steigen die Degussa-Radler von ihren Arbeitsgeräten.
Bayerische Blasmusik, eine Schuhplattler-Gruppe aus
Trostberg, jede Menge gut gefüllte
Masskrüge warten im Bierzelt auf uns, das die Besucher
am Tag der Offenen Tür aufgenommen
hat. Wir setzen uns entspannt, freuen uns, acht Tage
in den Pedalen unfallfrei überstanden zu haben,
sieht man drei Bagatellvorkommnissen ab.
Werkleiter Dr. Gamon heißt uns im Werk Trostberg
willkommen. Eine besondere Überraschung wartet
auf uns: Prof. Felcht, unser Vorstandsvorsitzender,
hat es sich nicht nehmen lassen, die Ankunft der 70
Degussaner mitzuerleben. „Blue Spirit“ steht nicht
nur auf den Trikots, sondern auch in den Herzen
der Tourteilnehmer. Rolf Dietz und Hans Strack, die
die Tour in den letzten Wochen und Monaten vorbereitet
und in den vergangenen Tagen maßgeblich
gestaltet haben, erhalten hierfür die herzliche Anerkennung
der Tourteilnehmer.
Die Räder werden im Transporter verstaut, die
Teilnehmer dürfen ihre Sportkleidung gegen leichte
Abendgarderobe eintauschen. Nicole Föhst, Leiterin
der Standortkommunikation in Trostberg, begrüßt uns
im Namen der Werkleitung zum Abendessen,
berichtet von den Glanzpunkten der Tages der Offenen Tür.
Wir freuen uns, dass unsere Ankunft
in Trostberg auch hierzu gerechnet wurde.Wie nicht anders
zu erwarten, erreicht die Euphorie der
Teilnehmer allmählich ihren Höhepunkt. Sind es die vielen
Freundschaften, die geschlossen wurden, oder der Stolz,
einem Unternehmen anzugehören, das die Begegnung
seiner Mitarbeiter auf diese Weise aktiv unterstützt? Ist es
das Gefühl, sich angestrengt zu haben, und die Belohnung
in Form einer neuen Gemeinsamkeit gefunden zu haben?
Thomas Frey spricht den Teilnehmern aus der Seele, wenn
er sagt: „Wer nicht verstanden hat, dass wir mit unserer
Degussa-Radtour den Blue Spirit Gedanken mit Leben
erfüllt haben, der hat Blue Spirit nicht verstanden.“